21.09.2023 | Tretter | Lesezeit


Tobias Tretter zur aktuelle Lage am Rohstoffmarkt

Wir sehen die derzeitigen Entwicklungen weiterhin sehr positiv. Unsere Gespräche mit den Produzenten und Batterieherstellern gehen alle in die gleiche Richtung. Es gibt zu wenig Lithium und das Problem liegt nicht im Lithiumpreis, sondern in erster Linie im Aufbau einer verlässlichen Lieferkette. Aktuell wird in unseren Augen von vielen Investoren zu sehr auf den imaginären Lithiumpreis in Asien und die aktuellen Verkaufszahlen von EVs in China geachtet. Der Verkaufszahlen, waren zwar etwas schwächer im August, allerdings hat China bereits weitere Subventionen angekündigt bzw. bestehende verlängert, so dass wir hier mit keinem längerfristigen Rückgang rechnen und wir sehen die Elektromobilität auch nicht als einen Trend, der sich Monat für Monat ändert, sondern als einen Megatrend, welcher sich bis weit in das kommende Jahrzehnt hineinziehen wird und wir stecken hier in meinen Augen immer noch ganz am Anfang in den Kinderschuhen.

Der aktuelle veröffentlichte Preis Basket in Asien sollte in unseren Augen mit viel Vorsicht betrachtet werden, da er erstens eben ein Basket ist und v.a. der Mechanismus dahinter nicht auf realen Preisen basiert. Die Unternehmen geben ihre Preise nicht öffentlich bekannt, so dass der „Basket Preis“ mehr eine Vermutung als ein realer Preis ist. Ein besserer Indikator sind meiner Ansicht nach die realen Quartalsergebnisse der Unternehmen. Und hier sieht das Bild etwas anders aus. Die letzten Quartalsergebnisse von Albemarle waren beispielsweise besser als vom Markt erwartet. Sowohl Umsatz als auch Gewinn konnten deutlich ausgebaut werden und das aktuelle KGV ist bei 7 sicherlich auch nicht als „teuer“ zu bewerten. Dennoch hat die Aktie seit ihren Höchstständen fast 50% verloren. Wir sehen derzeit ein sehr niedriges Volumen an den Rohstoffmärkten und führen dies in erster Linie auf die Sommerferien in Nordamerika zurück. Mit der Rückkehr der Investoren im September, den weiterhin guten Quartalszahlen und den weiterhin positiven Aussichten, sehen wir die aktuelle Schwäche bei den Lithiumaktien als eine sehr gute Einstiegschance an. Wie langfristig auch die Lithiumunternehmen denken, sehen wir an Albemarle. Nicht nur, dass man sich für über 100 Mio. eine 5%ige Beteiligung an Patriot Metals gesichert hat, sondern auch, dass man das Angebot für Liontown nochmals erhöht hat und nun 6,6 Mrd. AUD offeriert. Beide Transaktionen sprechen für mich eine sehr deutliche Sprache, welche meine Gespräche mit den Produzenten bestätigt. Die 5% Beteiligung an Patriot ist sehr teuer, da man sich an einem Projekt beteiligt, welches aufgrund einer sehr herausfordernden Infrastruktur frühstens 2035 in Produktion gehen dürfte. Es ist also eine sehr langfristige Investition. Bei Liontown verhält es sich etwas anders. Das Unternehmen wird zeitnah in Produktion gehen können. Allerdings wird Liontown das erste Unternehmen weltweit sein, welches Lithium unter Tage fördern wird. Eine Tatsache, welche definitiv dafür spricht, dass Albemarle nicht davon ausgeht, dass die Lithiumpreise in den kommenden Jahren fallen werden, sondern, dass wir aktuell einen Boden gefunden haben. Das Projekt von Liontown wird nach den Lepidolite Vorkommen in China mit zu den teureren Projekten gehören und benötigt also einen weiterhin stabilen Lithiumpreis. Und als letzten, für mich aber sehr wichtigen Punkt. Albemarle bezahlt die Transaktionen nicht mit eigenen Aktien, sondern mit Cash. Das spricht für mich definitiv dafür, dass Albemarle selbst sich derzeit unterbewertet sieht.